Geschichte

CAS / MAS in Archival, Library and Information Science Universität Bern / Université de Lausanne

Die Universität Bern führt seit 2006 zusammen mit der Université de Lausanne ein berufsbegleitendes, interdisziplinäres und mehrsprachiges Weiterbildungsprogramm in Archiv-, Bibliotheks- und Informationswissenschaft durch. Der Studiengang befähigt die Studierenden, Akteure der digitalen Transformation zu werden. Sie lernen den Inhalt und die theoretischen Grundlagen der zentralen archivischen, bibliothekarischen und informationswissenschaftlichen Funktionen kennen und in einem Umfeld, das sich technologisch und organisatorisch rasch verändert, kritisch zu prüfen, anzuwenden und weiterzuentwickeln. Die Absolventen und Absolventinnen nehmen in Archiven, Bibliotheken und Informationszentren, in der Verwaltung und in Gedächtnisinstitutionen Fach-, Entwicklungs- und Führungsaufgaben wahr.

Anmeldefrist für den achten Studiengang 2020-2022 ist der 31. März 2020. 
Weitere Informationen siehe www.archivwissenschaft.unibe.ch
Ausgewählte Masterarbeiten werden publiziert unter: https://bop.unibe.ch/iw/issue/archive


Edition der helvetischen Schulumfrage von 1799

Die Lehrer von rund 2500 Schulen der damaligen Schweiz haben im Rahmen der Stapferschen Enquête von 1799 jeweils fast 60 Detailfragen beantwortet. Mit seiner Umfrage wollte der Kultus- und Unterrichtsminister der helvetischen Einheitsrepublik Philipp Albert Stapfer die Grundlagen für eine aufgeklärte Schulreform legen. Zu ihr ist es in der kurzen Zeit dieser Republik nicht gekommen. Die Antwortbögen liefern uns aber wertvolle Informationen zur Lage des Schulwesens Ende des 18. Jahrhunderts, besonders zum Lehrer, dem Unterricht, den Lehrgegenständen, den Lehrmitteln und den Schülern. Die Enquête ist dadurch eine Momentaufnahme der Volksbildung in Mitteleuropa. Ein Vergleich von konfessionell, politisch, sprachlich, gesellschafts- und wirtschaftsgeschichtlich unterschiedlichen Staaten der alten Eidgenossenschaft ist mit ihr möglich.

Die Enquête als Momentaufnahme ihrer Zeit

Die Quelle erlaubt eine Beschreibung des Zustandes von „Alteuropa“ kurz vor 1800. Das Erbe der Frühen Neuzeit, sozusagen die Statik des Schulsystems, wird besonders in der konfessionellen Prägung der Schulen sichtbar. Andererseits werden Tempo und Richtung der Dynamik fassbar, die durch die Säkularisierung und die Volksaufklärung im 18. Jahrhundert freigesetzt wird und sich lokal und regional unterschiedlich ausprägt. Diese Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen zu erfassen, bildet den grossen forschungsstrategischen Reiz der Stapfer-Enquête.

Die Inhalte der Umfrage

Die Stapfer-Enquête liefert keine Leistungsdaten. Dass die Schule des Ancien Régimes keine erfreulichen Leistungen erbrachte, schien für Stapfer festzustehen. Er interessierte sich deshalb für die Rahmenbedingungen, unter denen Schule stattfand: für den wirtschaftlichen und politischen Status des Schulortes, das Einzugsgebiet, für das eine Schule ihre Dienste erbrachte, für die Lehrgegenstände, die Schuldauer im Jahr und je Tag, die Bücher und Schreibvorlagen und die Klasseneinteilung der Schüler, für den Lehrer, seine Ausbildung und Wahl, seine Lebensbedingungen, besonders seine Entlohnung und seine Nebenberufe, für die Zahl der zu Unterrichtenden, besonders aber für die finanziellen Grundlagen der Schule und das Schulgebäude.

Das Projekt im Internet

Die Bögen der Stapfer-Enquête wurden unter der Editionsleitung von Prof. Dr. Heinrich R. Schmidt 2009-2015 sukzessive auf dem Web zugänglich gemacht: als Digitalisate und als Transkriptionen. Sie sind über politische und geographische Karten und weitere Abfragetools zugänglich. Es handelt sich bei diesem SNF-Projekt um eine gemeinsame Initiative verschiedener Institute und Universitäten der Schweiz und Luxemburgs (Bern: Fritz Osterwalder, Institut für Pädagogik; Heinrich R. Schmidt, Historisches Institut – Zürich: Alfred Messerli, Institut für Populäre Kulturen – Luxemburg: Daniel Tröhler, Institut für Pädagogik). Dazu erfolgt eine erste Auswertung der Stapfer-Enquête durch total 8 Dissertationen:

  • Finanzierung des Bildungswesens um 1800 in der Helvetischen Republik (Ingrid Brühwiler)
  • Schreiben lehren um 1800 (Peter Büttner)
  • Über Schule schreiben. Lehrerinnen- und Lehrerperspektiven um 1799 in der Helvetischen Republik (Markus Fuchs)
  • Konfessionskultur und Schulwesen (Jens Montandon)
  • Das Sozial- und Berufsprofil der Schweizer Volksschullehrer um 1800 (Marcel Rothen)
  • Die beschulte Nation (Michael Ruloff)
  • Verbreitung und Wandel der Schulmedien im Leseunterricht um 1800 (Nadine Pietzko)
  • Curriculare Räume. Schulische Praktiken der Zürcher Volkschulen am Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert (Andrea De Vincenti)

Für die Dissertationen und die Tagungsbände, die im Rahmen des Projekts entstehen, wurde eine Veröffentlichungsreihe geschaffen („Studien zur Stapfer-Schulenquête 1799“); die Bände dieser Reihe erscheinen gleichzeitig als Buch und Open Access (über die Projekthomepage erreichbar).

Nachhaltige Transkription und Zugänglichkeit

Alle Texte werden getreu der Vorlage transkribiert. Die Erfassung der Texte erfolgt so, dass die Darstellung auf dem Bildschirm und auf Druckern auf sehr lange Zeit (mindestens 40 Jahre) gesichert ist. Ein Export der transkribierten Umfragebögen in ein akzeptiertes Archivformat ist deswegen von grosser Bedeutung. Zusätzlich zur Transkription der Enquête auf dem Bildschirm wird deshalb die Möglichkeit geschaffen, die Einzeleinträge zu den Schulen als PDF abzurufen (ISO-zertifizierten Archivversion PDF/A). Zusätzlich werden alle numerischen und sonst klassifizierbaren Angaben (z.B. der Nebenberuf der Lehrer) mit der gleichen Langfristperspektive in Datenbanken erfasst, die später als Grundlage für das Suchen, Filtern von Auswerten dienen. Nach Abschluss des Projektes ist die Edition in die Hände des Bundesarchives Bern übergegangen, das ihre nachhaltige Pflege und Zugänglichkeit garantiert.

 

Weiter Informationen auf der Projektwebsite: http://www.stapferenquete.ch/

Schmidt, Heinrich Richard, Volksbildung in Mitteleuropa im Spiegel der Stapferschen Enquête von 1799, in: Schmitt, H., Böning, H., Greiling, W. und Siegert, R. (Hgg.), Die Entdeckung von Volk, Erziehung und Ökonomie im europäischen Netzwerk der Aufklärung, Bremen 2011, S. 19–42.

Schmidt, Heinrich Richard, Die Stapfer-Enquête als Momentaufnahme der Schweizer Niederen Schulen vor 1800, in: Zeitschrift für Pädagogische Historiographie 14 (2009), S. 98–112.


Editions- und Forschungsplattform hallerNet

Historisches Institut, Institut für Medizingeschichte, Germanistisches Institut

Die Editions- und Forschungsplattform hallerNet verbindet mehrere Sammlungen aus der Übergangszeit zwischen 1700 und 1850 miteinander, die sich in ihrem Personal überschneiden und v.a. aus gelehrten Wissensbeständen bestehen:

  • Albrecht von Haller (1708-1777)
  • Oekonomische Gesellschaft Bern (gegr. 1759)
  • Johann Jakob Scheuchzer (1672-1733)
  • Naturforschende Gesellschaft Zürich (gegr. 1746)
  • Johannes Gessner (1709-1790)

hallerNet wurde im Auftrag der Albrecht von Haller-Stiftung entwickelt als Kooperationsprojekt haller online (2016-2019) in enger Zusammenarbeit zwischen der Universität Bern und dem Cologne Center for eHumanities CCeH.

Weitere Informationen erfahren Sie direkt auf der Plattform.


Online-Edition der Rezensionen und Briefe Albrecht von Hallers. Expertise und Kommunikation in der entstehenden Scientific community (SNF-Projekt 2018–2023)

Historisches Institut, Institut für Medizingeschichte, Germanistisches Institut

Im Zentrum des Editions- und Forschungsprojekts steht der Berner Arzt, Botaniker, Dichter und Magistrat Albrecht von Haller (1708–1777). Im Projektzeitraum von sechs Jahren ist zum einen die Gesamtedition der Rezensionen Hallers (darunter mehr als 9'000 im führenden deutschsprachigen Rezensionsorgan Göttingische Gelehrte Anzeigen) als eines zentralen, aber noch weitgehend unbekannten Teils seines Œuvres geplant. Zum anderen soll eine begründete Auswahl von inhaltlich damit zusammenhängenden rund 8'000 Briefen ediert werden, als Zwischenetappe zur längerfristig angestrebten Gesamtedition von Hallers Korrespondenz, die insgesamt rund 17'000 Briefe umfasst. Die digitale Edition erfolgt auf der Editions- und Forschungsplattform hallerNet.

Weitere Informationen erfahren Sie direkt auf der Projektwebsite.


Repertorium Academicum Germanicum

Die graduierten Gelehrten des Alten Reiches zwischen 1250 und 1550

Das Repertorium Academicum Germanicum (RAG) ist ein Langzeitprojekt im Rahmen der Digital Humanities, das die biografischen, sozialen und kulturellen Daten der universitären Gelehrten des Alten Reiches bis 1550 in einer Datenbank erfasst und auswertet. Die Datenbank des RAG präsentiert damit die Elite der mittelalterlichen Studentenschaft: die Magister der Artistenfakultät, die Besucher der drei höheren Fakultäten der Jurisprudenz, der Theologie und der Medizin sowie die Universitätsbesucher aus dem Adel, auch wenn sie nicht promoviert worden sind.
Das RAG hat das Ziel, die Geschichte der kulturellen Reichweiten einer geistigen Führungs-und Impulsgruppe der Vormoderne zu entwickeln und mit rund 60‘000 Personen und ihren 370'000 Lebens- und Karrierestationen einen umfassenden Einblick in die mittelalterlichen Ursprünge der modernen Wissensgesellschaft zu gewinnen.

Projekt-Website: rag-online.org