Germanistik

Alexander von Humboldt – Editionsprojekt

Neben seinen zwei Dutzend Büchern in rund 50 Bänden veröffentlichte Alexander von Humboldt (1769–1859) in den sieben Jahrzehnten seiner wissenschaftlichen und publizistischen Tätigkeit mehrere hundert Essays, Aufsätze in Zeitschriften, Artikel in Zeitungen und Beiträge zu Bänden anderer Autoren. Dieses ebenso vielfältige wie umfangreiche Corpus ist weder erschlossen noch ediert, in Bibliotheken nur schwer zugänglich und selbst der Forschung kaum bekannt. Sarah Bärtschi, Thomas Nehrlich und Michael Strobl sind Mitarbeiter dieses Projekts unter der Leitung von Prof. Dr. Oliver Lubrich, in dem neben einer Druckausgabe auch die Digitalisierung sämtlicher zu Humboldts Lebzeiten unselbständig veröffentlichter Drucke erfolgt, die gemäss aktuellen editorischen Standards in XML nach TEI-Format erfasst werden. Dadurch werden textkritische Präzision und elektronische Nutzbarkeit der Daten gewährleistet. Die digitalen Transkriptionen sowie weitere elektronische Erschliessungsinstrumente (z. B. Volltextsuche) sollen auf der Projektwebsite künftig zur Verfügung gestellt werden.


Berner Ortsnamenbuch – Digital Humanities-Aktivitäten

Das mehrbändige ‹Ortsnamenbuch des Kantons Bern› unter der Leitung von Thomas Franz Schneider erschließt als wissenschaftliches Grundlagenwerk das bernische Namengut. Ergänzend zum gedruckten Buch betreibt die Forschungsstelle für Namenkunde seit 2017 ein Webangebot, federführend aufgebaut von Luzius Thöny. Dieses bietet eine Seitenansicht aller bisher erschienenen Bände des Ortsnamenbuchs mit Zugriffsmöglichkeiten über die Lemmasuche, die alphabetische Lemmaliste oder das Inhaltsverzeichnis. Seit 2019 sind auch die Originalmaterialien der Aufnahmen im Feld (Aufnahmezettel) digital zugänglich. Als Vorarbeit im Hinblick auf eine Volltextsuche wurden zudem von 2018–2020 in Zusammenarbeit mit dem Trier Center for Digital Humanities die ersten zwei Teilbände retrodigitalisiert, in das HTML-Format konvertiert und in Textform online zugänglich gemacht.

Weitere Informationen: https://www.germanistik.unibe.ch/namenkunde


Friedrich Dürrenmatt: Das Stoffe-Projekt. Digitale Edition

Die Edition des Schweizerischen Literaturarchiv (SLA), des Diogenes Verlags und der Universität Bern ist das Resultat einer längeren Projektfolge zur archivalischen Erschliessung, genetischen Erforschung und Edition des 30’000 Seiten umfassenden Manuskriptkomplexes zu Friedrich Dürrenmatts autobiographischem und metafiktionalem Werkkomplex Stoffe, den er auch als «Geschichte meiner Schriftstellerei» oder «Dramaturgie der Phantasie» bezeichnete. Die Hybrid-Edition besteht aus der im Mai 2021 im Diogenes Verlag erschienenen Druckausgabe mit einer Textauswahl in fünf Bänden und der Online-Edition, die das komplette Manuskriptmaterial enthält.

Die Druckausgabe präsentiert die von Dürrenmatt zu Lebzeiten publizierten Stoffe-Bände Labyrinth: Stoffe I-III und Turmbau: Stoffe IV-IX in Verbindung mit Quellendokumenten aus dem Nachlass und zwei zusätzlichen textgenetischen Bänden mit ausgewählten Manuskripten aus dem Entstehungsprozess; hinzu kommt ein Kommentar- und Dokumentationsband.

Die Online-Edition ist in drei miteinander verlinkte Bereiche gegliedert:

  • Text: Elektronischer Zugang zur Auswahl-Edition der Druckausgabe. Das Verweissystem der Druckausgabe mit Hinweisen auf Parallelstellen, Sachanmerkungen sowie Register funktioniert über Hyperlinks.
  • Genese: Instrumente zur textgenetischen Orientierung. Angeboten werden zum einen verschiedene Übersichts- und Detail-Stemmata, zum anderen eine Timeline, in der biographische Daten, Manuskript- und Werkdaten selektiv und in unterschiedlichen Detailgraden angezeigt werden können.
  • Archiv: Zugang zu sämtlichen rund 30’000 Manuskriptseiten zum Stoffe-Projekt in digitaler Fotografie und teilweise in XML-basierter und codierter Transkription. Zusätzliche Ton- und Filmquellen mit Lesungen und Kommentaren von Friedrich Dürrenmatt zum Stoffe-Komplex ergänzen das digitale Archiv.

Literatur zur Hybrid-Edition:
Rudolf Probst und Ulrich Weber, «Vom Archiv zur Edition: Die textgenetische Hybrid-Edition von Friedrich Dürrenmatts Stoffe-Projekt», in: Germanistik in der Schweiz. Zeitschrift der Schweizerischen Akademischen Gesellschaft für Germanistik 17/2020, S. 110–116. DOI: 10.24894/1664-2457.00014 (open access)

Eine weitere Präsentation erscheint im Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft 2021.

Projektleiterin war PD Dr. Irmgard Wirtz, Privatdozentin für Neuere deutsche Literatur am Institut für Germanistik der Universität Bern und Leiterin des SLA. Das Projektteam bestand aus den Herausgebern Dr. Rudolf Probst und Dr. Ulrich Weber (SLA) sowie den universitären Hilfskräften Philippe Hürbin und Dr. Simon Morgenthaler.

Online-Edition: https://fd-stoffe-online.ch


Hermann Burger: Lokalbericht. Digitale Edition

Angesiedelt am Schweizerischen Literaturarchiv (SLA) in Bern und realisiert in enger Zusammenarbeit mit dem Cologne Center for eHumanities (CCeH) der Universität zu Köln wirft die digitale Edition des zu Lebzeiten unveröffentlicht gebliebenen Erstlingsromans von Hermann Burger (1942–1989) ein neues Licht auf die Entwicklung dieses Schweizer Schriftstellers und leistet zudem einen Beitrag zur digitalen textgenetischen Editorik: www.lokalbericht.ch macht nämlich nebst dem Typoskript „Lokalbericht“ (1970) zahlreiche Materialien aus Burgers Nachlass in verschiedenen Darbietungen frei zugänglich und ermöglicht dank einem projektspezifisch entwickelten TEI-basierten Bezugsmodell den visuellen Nachvollzug der Textgenese. Projektleiterin ist PD Dr. Irmgard Wirtz, Privatdozentin für Neuere deutsche Literatur am Institut für Germanistik der Universität Bern und Leiterin des SLA. Das Projektteam besteht aus lic. phil. M. A. Peter Dängeli (CCeH), Dr. Magnus Wieland (SLA) und Dr. Simon Zumsteg.

Die Projektdokumentation finden Sie unter http://www.lokalbericht.unibe.ch, eine ausführliche Beschreibung der Edition wiederum in: Dängeli, Peter / Wieland, Magnus / Zumsteg, Simon: „Digitale Edition von Hermann Burgers ‚Lokalbericht‘“, in: Anke Bosse / Walter Fanta (Hgg.): Textgenese in der digitalen Edition. Berlin / Boston: de Gruyter, 2019 (= Beihefte zu editio; Bd. 45), S. 265–280. (https://www.degruyter.com/view/books/9783110575996/9783110575996-017/9783110575996-017.xml)


Parzival – Eine überlieferungskritische Ausgabe in elektronischer Form

Im Rahmen eines vom Schweizerischen Nationalfonds geförderten Projekts erarbeitet ein Team unter der Leitung von Prof. Dr. Michael Stolz eine elektronische Ausgabe von Wolfram von Eschenbachs Parzival. Erstellt wird eine kritische Ausgabe nach Fassungen mithilfe von philologischen und phylogenetischen Analyseverfahren und unter Einbindung digitaler Faksimiles (ausführlichere Projekt-Beschreibung).

Projektwebsite: http://www.parzival.unibe.ch/


Rekonstruktion der Bibliothek Sigmund Gossembrot

Ein weiteres Projekt von Prof. Dr. Michael Stolz ist die Rekonstruktion der Bibliothek des Frühhumanisten (Augsburg und Straßburg, 15. Jh.).

Prototyp: http://www.gossembrot.unibe.ch/